@Bastian (Hobby? Barfuß! 2)

Descalzar, Stammposter, (vor 6323 Tagen) @ Bastian aus Mönchengladbach

HJi Bastian,
habe eben erst deinen Beitrag gelesen, den Du vor längerer Zeit zum Thema "Fußversteckmentalität" hier eingestellt hast.
Ich muß sagen, daß es einer der besten Beiträge war, die ich jemals hier gelesen habe
Auch ich bin der Meinung, daß sich die Gesellschaft seit Mitte der 80er in eine verklemmte Prüderiegesellschaft verwandelt hat.
Zwar rekeln sich schon in den Nachmittagsstunden halbnackte oder gänzlich unbekleidete Menschen im TV (meistens im Privatfernsehen),
aber der Deutsche scheint mit dieser medialen Freizügigkeit seine eigene Verklemmtheit kaschieren zu wollen.
Von daher rührt wohl auch das rege Interesse an den nachmittaglichen Talkshows. Leute, die nicht in die gesellschaftliche Norm passen, werden dort vorgeführt und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die Neugierde des bverklemmtes Volkes möchte gestillt werden und die Privaten verstehen es bestens, diese Neugierde zu befriedigen.

Gestern fiel es mir wieder auf, als ein Kollege zwei Zeitschriften der Volks-und raiffeisenbanken mitbrachte. Auf dem ersten Titelblatt hockte ein junger Mann barfuß auf einem Holzsteg und auf dem zweiten Titelblatt stand eine Frau ebenfalls barfuß auf einem Holzsteg und breitete die Arme aus. Beides sollte wohl Freiheit und Unabhängigkeit symbolisieren.
In unserer Gegend hat die Volksbank einen eher "spießigen" Ruf und viele konservative Landeier sind Kunden der Volksbank.
Aber sicherlich hat die V+R Bank auch schon gemerkt, daß sie mit der Zeit gehen muß und versucht nun mit allen Mitteln Freiheit zu verkaufen. Eben mit Menschen, die anders sind, als der Landwirt , der sein halbes Leben unter der Fuchtel seiner Frau steht, nur für Haus und Hof ackert und sonst nicht viel von der Welt gesehen hat (es gibt auch andere Landwirte und nette landwirtsdfrauen. Nicht, daß gleich wieder alle auf die Barrikaden gehen. Man muß ja hier höllisch aufpassen und ganz lieb sein).
Wenn nun detr Kunde dieser Bank das Titelblatt mit den jungen barfüßigen Menschen sieht, flüstert ihm sein Unterbewußtsein "Mensch, so wäre ich auch mal gerne. Die Jungs von der Volksbank sind schon ammertypen. Die Verkaufen mir diesen Traum"

Tja, so funktioniert Werbung.

Leider sind heute noch blankgewienerte Schuhe das Maß aller Dinge und ein Banker wird wohl in ausgelatschten Tretern kaum Karriere machen. Die Barfüßigkeit wird vielleicht höchstens bei Künstlern akzeptiert.
( es sei denn, sie gehört zum Beruf, wie z.B. Bademeister am Strand, Tänzerin, usw)
Zum Glück brauche ich mich nicht über mein äußeres zu verkaufenm, um Anerkennenung oder Akzeptanz im Beruf zu finden. Ich arbeite meine 8 Stunden in Sicherheitsschuhen, produziere nur und habe somit keinen Kundenkontakt und leider beruflich auch keinen Kontakt zur Außenwelt. Da tröstet es, wenn ich nach der Arbeit tun und lassen kann, was ich will und mich auch dementsprechend kleiden kann, ohne Nachteile im Beruf zu erfahren.

Auch ich, der auch schon seit einigen Jahren zu den Ganzjahresbarfüßern gehört, habe festgestellt, daß man die Leute durchs Barfußlaufen schneller und intensiver kennenlernt. Vielleicht liegt es daran, daß man zu einen interssanter wirkt und zum zweiten etwas von sich der Öffentlichkeit preisgibt, was den meisten Menschen ansonsten verborgen bleibt. Damit öffnet man sich, ist schneller einzuschätzen und der Funke springt somit schneller rüber.
So habe ich festgestellt, daß ich auf einer, sagen wir mal "sehr rechten Veranstaltung" angefeindet und gemustert wurde, wie noch nie.
Dahingehend auf sehr links ausgerichteten Veranstaltungen die Akzeptanz ungleich höher ist.

Schön fand ich deinen Satz: Wer Menschen erfahren will, dem empfehle ich das Barfußlaufen"
den satz kann ich voll und ganz unterstreichen und oft wundere ich mich, wie oft ich in meiner Einschätzung bezüglich der Barfußakzeptanz daneben lag.
Erst gestern fragte eine sehr gut geleidete äülter dame in der Fußgängerzone, warum ich barfuß laufe und ob es nicht zu kalt sei. Es entwickelte sich ein schönes Gespräch draus und sie begleidete mich bis vor die Haustür und verabschiedetze sich mit dem satz "und bleiben sie immer gesund" von mir.
Nie hätte ich gedacht, daß diese Dame derart mit mir umgeht.

Daran kann man erkennen, daß verschiedene Bildungsgrade, berufliche und Gesellschaftliche Stellungen keine Garantenm für Barfußakzeptanz sind.
In der letzten Woche z.B. fanden es die "Regaleinräummädels" wohl puppenlustig, daß ich barfuß war. jedenfalls kicherten sie sich des öfteren in ihren nichtvorhandenen Bart.
Gleiche Situation beim Media-Markt. Einen Horde pubertierender Mädels kommt mir entgegen, nimmt zwar von meiner Barfüßigkeit Notiz, macht aber wietr keinen Film aus derm Unmstand, daß ich barfuß bin.
Wohingegen eine ältere Verkäuferin, die mich kurz zuvor bediente nicht schnelleres zu tun hatte, als ihren Kollegn von meiner Barfüßigkeit zu berichtenm und tuschelnd die Köpfe zusammenzustecken.

Gruß und Fuß,

Descalzar


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